Wien Grätzlführungen

Grätzl? Was das wohl ist? Ein Stadtteil, kleiner noch als ein Bezirk, eine historisch gewachsene Einheit. Wien hat viele davon. Sie alle erzählen Geschichten. Ein Grätzl zu erkunden ist die ideale Ergänzung zu den imperialen Gefilden der Innenstadt.

Nußdorf & Heiligenstadt

Die Schifffahrt, der Wein und das Bier, durchaus echt, nicht aber ärarisch. Die Musiker, einer verzweifelt, einer verarmt, einer wohlbestallt, ein weiterer sangesfreudig. Ein Heiliger Ort, mit Severin oder ohne. Nußdorf hat den Hafen, Heiligenstadt das Bad. Zwei Dorfstrassen, drei Kirchen, Hauerhäuser, Freihöfe, Schlössln, biedermeierliche Veranden. Eine Zeder und ein Halbmond.

Falls das verwirrend klingt, es sollte sich klären.

Grätzlführung Nussdorf & Heiligenstadt

Das Karmeliterviertel

Samstags duften Blumenbuschen am hiesigen Markt und die Genießer schmausen an sonnigen Tischerln. Nur einen Brückenschlag entfernt von der mondänen Innenstadt ist eine andere Welt. Koschere Geschäfte und Klosterkirchen, das Badehaus des barocken Ghettos, ein Park, der einst kristallin in der Au lag, worin Mozart spielte, an Sonntagmorgenden im Rokokowien.

Es ist urwüchsig, das Karmeliterviertel und neuerdings ganz und gar „in“.

Entlang der Praterstraße

Prunkstrasse des Biedermeier und Broadway Wiens.
Von der großen Synagoge, den Theatern, der Gunst und Missgunst des Publikums, den wahren und fingierten Revolutionären und dem Erfinder der Filmmusik. Von der Gelben Straße und Venedig in Wien, dem jungen Canetti, dem zerknirschten Nestroy und dem zielstrebigen Strauß. Von der Eisenbahn und Menschenschauen und vom Vergnügen aller Schichten und der großen Illusion.

Auch die Praterstraße ist im Kommen und es gibt guten Kaffee.

Servitenviertel

Wenn Sie es lieben, abseits jeglicher Trampelpfade Interessantem nachzuspüren, inmitten charmantem Ambientes, empfehle ich das Servitenviertel, liebenswert und reich an kulturhistorischen Bezügen.
Ein fürstliches Gartenpalais, die Lieblingsgegend Doderers mit seiner Strudlhofstiege, spätgründerzeitliche Prachthäuser anstelle alter Kutschenmanufakturen, Freuds Wohnhaus, Zweigs Schule, ein Kirchenplatz von dörflichem Liebreiz, ein lauschiger Klostergarten, ein nachbarschaftliches Denkmal, ein jüdischer Friedhof , der sich verbirgt.

Erdberg

Was hat es für Bewandtnis mit dem Namen, dem Wappen, der ersten Nennung? Auf letzteres sind Erdberger Lokalpatrioten stolz.
Ländlich, verelendet, revolutionär, idyllisch, innovativ, umgekrempelt, karitativ, strukturverwandelt, das alles war und ist Erdberg. Welcher Berufsstand galt als typisch und welcher war es wirklich und welcher leider auch?

Die Ochsen sind fort, jetzt brodelt dort die Wissenschaft: in Neumarx.

Von Liechtenstein nach Lichtental

Von italophilen Fürsten & einem brautwerbungstauglichen Prunkwagen.
Von 14 Nothelfern & 14 Kindern.
Von ausgemusterten Märtyrern & dem Engel mit einem Schwamm.
Von Plansiedlungen , Brauhäusern, Lichtental & Himmelpfortgrund.
Von Wäschermadln &  von einem musikalischen Kind.
Letzteres ist Franz Schubert und eine Innenbesichtigung seines Geburtshauses ist die ideale Abrundung.

Josefstadt

Hier findet man Zinshäuser und zwar biedermeierliche, so mancher Dichter lebte da und Cajetan Felder erwirkte schließlich die Aufgabe des Exerzierplatzes.
Der Piaristenplatz ist ein Kleinod.

Leopoldstadt

You saw the play?
Let me show you the place!

St. Ulrich & Spittelberg

Wo zog man Uniformen an, unrechtmäßig und wo rechtmäßig und wo aus?
Dreierlei Sterne und ein Pflug, einander benachbart.
Die Geburtsorte zweier künstlerischer Biedermeierheroen.
Wie finanziert man einen Riesenstall und eine Klostergemeinschaft wiedervereint sich.
Eine Filmlocation, schön, aber irreführend.
Nur ein halber Bezirk, und so viele Themen!

Wieden

Brahms wohnte gern hier, „im Schatten des schönsten Sakralbaus der Welt“, Hugo Wolf war vorübergehend glücklich behaust. Josefinismus und Jugendstil harmonieren, nicht aber ein anderes Objekt. Irene Harand, Mitzi Kaspar, zwei sich unterscheidende Damen. Keine klagte unterm Baum. Und Lortzings Frau hielt eine Kuh. Gluck war etabliert, Sibelius fand das wofür Finnland ihn verehrt. Ganz schön viel Musik , auf der Wieden.

Neue Grätzlführungen entstehen Jahr für Jahr. Sie sind ideale Stadtspaziergänge für Entdeckungslustige und neugierige Vertiefer.
Und obendrein: dort steigt man sich garantiert nicht auf die Füße.

Lust, die Wiener Grätzel zu entdecken?

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